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Können wir etwas über Management von Schneewittchen und vom Froschkönig und Co. lernen?

Können wir etwas über Management von Schneewittchen und vom Froschkönig und Co. lernen?

Der Froschkönig kommt als externer Berater, um zu unterstützen, wenn eine Top-Führungskraft die Kugel verloren hat. Schneewittchen möchte gerne das königliche Familienunternehmen übernehmen, aber nach Streit bei der Übergabe wechselt sie zu einem Kleinunternehmen in der Bergbau-Branche.

Der Gedanke ist nicht nur witzig, sondern auch richtig spannend. Ich bin neulich über eine Kiste mit meinen alten Kinderbüchern gestolpert. Natürlich konnte ich nicht widerstehen, diese alten Bekanntschaften aufzufrischen. „Storytelling“ ist ja gerade in aller Munde und ich wollte wissen, was diese alten Märchen mir heute zu sagen haben. Storytelling bedeutet eine Weitergabe von Informationen durch das Erzählen von Geschichten. Durch die Geschichten werden Emotionen ausgelöst, die eine Bindung zwischen Leser und Information begünstigt. Kurz gesagt, in Geschichten „verpacktes“ Wissen merkt man sich besser als reine Fakten.

Außerdem werden unsere Sozialkompetenzen in jungen Jahren geprägt. Welche Botschaften können wir bzgl. der Themen Werte, Führung oder Fehlerkultur aus den Märchen mitnehmen?

Herr Professor em. Rolf Wunderer beschreibt in seinem Buch „Führung und Zusammenarbeit in Märchen und Arbeitswelten“ (Springer Gabler, 2018) 8 Kernleitsätze, welche er aus den Märchen der Gebrüder Grimm herausgearbeitet hat. Bei einem Vergleich mit Unternehmensleitsätzen aus dem deutschsprachigen Raum, findet er drei dieser Leitsätze, die gleichermaßen häufig in Unternehmen und in Märchen vorkommen:

  • „Verhalte Dich emotional intelligent“,
  • „Walk your talk“
  • „Lerne aus Fehlern“.

Diese drei Beispiele von impliziter Führung sagen mir, dass Märchen auch heute dem erwachsenen Leader und Manager etwas lehren können.

Inspiriert von dieser neuen Erkenntnis, habe ich mir einen Spaß daraus gemacht einem meiner Lieblingsmärchen einen modernen Kontext zu geben:

Aschenputtel oder „Die Gurkentruppe“

Die Leiterin der Vorentwicklungstruppe bei einem kleineren Automobilzulieferer in Süddeutschland hatte gekündigt. Da es dem Unternehmen finanziell nicht so gut ging, hat man auf die Neubesetzung dieser Position verzichtet und das Team in die Serienentwicklung integriert. Der dortige Chef hatte von Anfang an deutlich gemacht, dass er das Team für eine Gurkentruppe hält, aus der die letzten Jahre nichts Brauchbares hervorgegangen ist. Seine eigene Mannschaft sei durch die Kundennähe viel besser gerüstet, Neuentwicklungen voranzutreiben. Die Gurkentruppe sei zu sehr mit sich selbst beschäftigt und hätte keine Ahnung was der Markt wirklich benötigt. Rasch hat er die neu entstandene Abteilung umstrukturiert. Die Teammitglieder aus der ehemaligen Vorentwicklung haben neue Aufgaben bekommen, sie sollten der Serienmannschaft zuarbeiten, Stammdatenpflege betreiben und Zeichnungen pflegen. Alle Vorentwicklungsthemen wurden ab sofort eingestellt.

Es hat nicht lange gedauert bis die anderen Kollegen herausgefunden hatten, dass es sehr nützlich war, die Gurkentruppe im Team zu haben. Alle lästigen Aufgaben wurden dorthin delegiert, und es wurde geschimpft, wenn die Arbeiten nicht schnell genug erledigt wurden. Einige Kollegen machten sich dabei einen Spaß daraus, Fehler mit Absicht einzuspeisen, um zu sehen, ob die jeweiligen Kollegen diese entdecken konnten. Die Stimmung im ehemaligen Vorentwicklungsteam sank rapide. Im Flur sprach man mittlerweile gehässig über die „Saure-Gurkentruppe“.

Verstärkt durch die schlechte Stimmung im gesamten Unternehmen, sank die Mitarbeitermotivation, was sich in einer verschlechterten Marktposition und einer sinkenden Rendite zeigte. Die Unternehmensleitung hatte keine andere Wahl als nach einem passenden Übernahmekandidat zu suchen, um die Arbeitsplätze zu erhalten.

Ein großer internationaler Konzern zeigte Interesse. Bei der Due-Diligence ging es darum die Braut aufzuhübschen. Alle Abteilungen sollten sich dabei beteiligen. Unsere Gurkentruppe meinte man könnte ja einige Vorentwicklungsprojekte, die noch in der Schublade lagen, präsentieren. Ihr Chef lachte sie aus und meinte, sie sollten lieber schauen, dass die Stammdaten Tip-Top in Ordnung sind, Präsentationen sind die Aufgabe für „richtige“ Entwickler.

Zufällig traf einer aus der Gurkentruppe seine alte Chefin beim Einkaufen. Er klagte sein Leid. Die ehemalige Chefin hat daraufhin ihre alte Truppe zu sich nach Hause eingeladen. Ein ganzes Wochenende arbeiteten sie an einem der spannendsten Projekte, eine neuartige Feststoffbatterie. Die Truppe wandte sich dann an ihre noch Verbündete im übrigen Unternehmen. So konnte man heimlich abends Prototypen bauen und Versuche fahren. Aus dem Controlling wurden Kosten kalkuliert und im Vertrieb wurde ein Businessplan erstellt. Die Marketingabteilung drehte insgeheim einen Werbespot, den die Assistentin der Geschäftsleitung unerkannt in die Präsentation einbaute.

An dem großen Tag, an dem die Konzernleitung zu Besichtigung eintraf, saß unsere Gurkentruppe wie gewohnt an ihren Arbeitsplätzen, sie waren nicht zu der großen Präsentation eingeladen. Ihr Chef wollte gerade den Entwicklungsbereich vorstellen, da lief plötzlich der Werbespot an. Verzweifelt versuchte er den abstellen, aber das ging nicht. Die hochrangigen Teilnehmer schauten ganz begeistert zu. „Sehr spannend!“ sagte der Konzern-CEO, „können Sie uns zu diesem Projekt etwas mehr erzählen?“ Das konnte der Entwicklungsleiter natürlich nicht. Kleinlaut musste er gestehen, dass er nicht wusste, wer diese Batterie entwickelt hatte. Der CEO sagte dann, sie würden nur das Unternehmen kaufen, wenn alle Rechte zu dieser Batterie mit integriert seien. Er verlangte die sofortige Aufklärung des Sachverhaltes. Währenddessen schlich sich die Assistentin der Geschäftsleitung runter zu unserer Gurkentruppe und bat sie in den Sitzungsaal zu kommen.

Nachdem unsere Gurkentruppe ihr Projekt kompetent und überzeugend vorgestellt hatte, verkündete der CEO, das für die Übernahme nichts im Wege stehe. Die Belegschaft feierte unsere Gurkentruppe und der Entwicklungsleiter bekam einen Auflösungsvertrag.

So lebten sie glücklich alle Tage und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!

Analyse und Reflektion

Aschenputtel ist für mich ein Paradebeispiel für positives Selbstmanagement. Trotz aller widrigen Umstände, der Verlust ihrer sozialen Position, Geringschätzung ihrer Leistung und schlechte Behandlung, ja bis hin zum reinen Mobbing, reagiert sie relativ gelassen. Sie flippt nicht aus, bleibt freundlich und hilfreich und lässt sich nicht in die Opfer-Position schieben.

Durch den Wunsch auf den Ball zu gehen und mit dem Prinzen zu tanzen, schafft sie sich Handlungsspielraum ihre Lebenssituation zu verändern. Zugegebenermaßen ist das Heiraten eines Prinzens vielleicht etwas veraltet in unseren Augen, aber immerhin wäre es eine Veränderung.

Sie zeigt Zielstrebigkeit und innovatives Handeln als die Stiefmutter und -schwestern versuchen ihr Steine in den Weg zu legen und vor allem, ganz wichtig, nutzt sie ihre sozialen Netzwerke und holt sich Unterstützung für ihr Vorhaben.

Was hat dies mit Resilienz zu tun?

Selbstmanagement, Handlungsspielraum schaffen und Hilfe von anderen in schwierigen Situationen anzunehmen sind alles Teile eines resilienten Agierens, das wie im Märchen auch im richtigen Leben zu Erfolg und Zufriedenheit führt. Wenn Du mehr über resilientes Handeln wissen möchte, empfehle ich Dir meinen Artikel über die 7 Schutzfaktoren der Resilienz, die Dich in Krisenzeiten unterstützen.

Aber zurück zu der Welt der Märchen. Ich empfehle Dir, das nächste Mal, wenn Du Deinen Kindern oder Enkeln ein Märchen vorliest, halte kurz inne und reflektiere, welche Botschaften und Leitsätze vermittelt werden und wie Du sie für Dich nutzen könntest.

In meinem nächsten Blog-Artikel werde ich ein anderes bekanntes Märchen in neuen Kontext setzen. Dann wird es um Negativbeispiele gehen, also um das was man als Leader lieber nicht tun sollte.

Ich freue mich auf Dein Feedback und Deinen Kommentar!

Bis demnächst, Caisa

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